Montag, Januar 31, 2005

Mein Kunstwollen

Ein freundliches Grüß Gott beinand!
Warum tu ich uns das alles an? Welche Motivationen stecken hinter meinem Ausdrucksbedürfnis? Etwa die Gebrochenheit der Subjektivität? Oder die Begrifflichkeit der Postmoderne? Jacques Derridas Beschneidung? Ja und Nein: Lesen Sie selbst!
Ich will mit meiner hier repräsentierten Kunst die Menschen aufwühlen, damit sie auch mal hochschrecken und denken "Hö!" oder "Hoppla!" (wenn sie Religion und Nadelarbeit unterrichten) und "Da muss ich jetzt einmal drüber reflektieren!" und dann vielleicht nicht mehr so oft zum grauslichen McDonaldsclown oder zum Nestlé essen gehen, sondern zu ihren Müttern. Die spüren dann wieder den Sinn im Leben und bräuchten sogleich viel weniger Deanxit und Drogen. Die Gefängnistore könnten sich auftun und die zuvor anschaffungskriminell gewordenen Muttis in ihre Küchen zurückströmen lassen, in denen ihre schmerbäuchig-gierige Brut schon darauf wartet, der mater-iellen Sinnkrise ein "Halt!" zu gebieten. Das würde auch den Vätern gut tun - die Familie würde aufhören, als eine leere Schablone angesichts der komplexen Wirklichkeit des beginnenden 21. Jahrhunderts zu gelten und könnte wieder Keimzelle des Volkes sein. Was auch immer darin aufkeimt, auch Hass und Aggression sind starke Gefühle, die in unserer so stumpf und gefühlskalt gewordenen Gesellschaft für Aufrüttelung sorgen können.
Kunst muss wieder weh tun! Sie muss stinken! Ihre Motoren sind Pseudointellektualität, betont schlechter Geschmack, öde Scherze, abgeschmackte Kalauer, frechste Sinn- und Gegenstandslosigkeit! Sie muss die Leute mit ihrer schleißigen Unlustigkeit vor den Kopf stoßen, damit sie ihre schwarzen Rollkragenpullover und Hornbrillen ausziehen, die Galerien in Scharen verlassen und sich vor den Fernsehern einfinden, um dort bei Forsthaus Faltensau und The Chair einem neuen Zeitgeist zu huldigen, in dem sie bald ins Bett gehen, nett zu ihren Nachbarn sind und "Ich bin menschlich von Dir enttäuscht" sagen, wenn sie einander hassen. Martin Wolff, Uschi Glas, Jeanine Schiller und Professor Reinald Hübelt werden die Hohepriesterinnen der komplexen Wirklichkeit des beginnenden 21. Jahrhunderts - der Menschlichkeit.

Bis bald! Ihre Freundin Dominika


Hier tut Kunst besonders weh: Die Autorin beim Aufsprengen von Gendergrenzen. Foto: MNK
PS.: Einzigartige Okkasion: Ich suche noch Mäzene! Schicken Sie mir Knete, damit diese Sch(m)erzquelle nicht versiegen muss! Uns beiden winkt künstlerische Unsterblichkeit!
Nachtrag zum Schmerz: Dass nur der Schmerz Auslöser guter, aufrüttelnder Kunst ist, weiß der Bildungsbürger, empirisch verifizierbar ist dies u.a. hier und jetzt: Da ich ein überaus fröhliches Springinkerl bin, ist dir, geneigtes Publikum auch oft ein wenig langweilig, wenn du mein Tagebuch liest. Jetzt hab ich eine Bitte: Habt Acht darauf, ob dies auch in Zukunft so bleibt, denn sollten euch meine Zeilen dereinst einmal aufrütteln, geht es mir vielleicht gar nicht gut und meine plötzliche Kunst gerät zum Symptom einer tiefen existenziellen Störung, der man mit Freundesliebe oder erotischer Zuwendung weitaus besser Abhilfe verschaffen kann als mit gesellschaftlicher Anerkennung!

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