Sonntag, Februar 20, 2005

Der Traum von der Kabarettschmach

Heute Nacht hatte ich einen schiachen Traum: Julia und ich haben eine Kabarettbühne gemietet – ohne ein Programm zu haben. Das Publikum erscheint in einstelliger Zahl, darunter einige Frauen im Tschador, die eher zu picknicken scheinen als uns zuzuhören. Verloren stehen wir auf der Bühne herum. Ich versuche, zumindest einen Scherz über das nicht eben zahlreiche Publikum zu machen, dabei versagt mir aber vor Nervosität die Stimme. Julia sagt überhaupt nicht viel, stattdessen schwingt sie ein Plastikschwert. Nach wenigen Minuten gehen alle bis auf Coala, die mir zu verstehen gibt, dass sie für die 35€, die sie für unsere Vorstellung hat zahlen müssen, nicht wirklich viel geboten bekommen hat...
Ob dieser Traum mit den Traumata des Vortages zu tun hat? Einen ganzen Nachmittag eine Coala auf dem Sofa liegen zu haben, die fiepsend um Rückenmassagen winselt und mittels Bewegen ihrer Haare so tut, als hätte sie ein blondes Frettchen auf dem Schädel, das haut auf Dauer den stärksten Eskimo vom Schlitten!

Heute muss ich Michls Fische füttern (nicht futtern, wie Julia mir jokos unterstellt). Ich habe schon ein wenig Angst davor, denn wen würd’s wundern, wenn er mir eine Falle gebastelt hat, in der mir ein Schwert den Kopf abschlägt? Vielleicht hat er auch den Krebs darauf trainiert, mir die Augen auszuzwicken, sobald ich mich über das Aquarium beuge...

Habe ich schon berichtet (rhetorische Frage), dass mir ein sehr vielsagender Versprecher unterlaufen ist? Ich erklärte Alois, dass Wolfgang Güllich durch einen Verkehrsunfall aufs Leben gekommen ist. Da haben wir kurz innegehalten und erkannt, dass dies eine tiefe Wahrheit beinhaltet.

Mehr ist heute nicht passiert. Zu Mittag habe ich Marillenmarmeladebrote gegessen, am Abend Griessterz mit Marillenmarmelade. Ahja: Coala hat mich gestern „vergewaltigt“. Ist das nicht blöd?

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Gurla in einem Email an mich:

"Ich wollt dir nur kurz noch bezüglich deines Tagebuches sagen, dass ich das Wort „jokos“ zum zumindest affigsten Wort des Monats erklären würde!"

Anonym hat gesagt…

Es ist zwar bei den "Narrischen Hendl" nachzulesen, aber man sollte die Worte Gurlas auch hier lesen können:

"Samstag, 19.2.2005
Heute hatte ich wieder einmal Gelegenheit, eine wunderliche Spielart menschlichen Beziehungslebens zu bewundern: dasjenige meiner Schwester und ihres Loisns.

Viele Menschen fragen sich, warum diese beiden es miteinander aushalten und was ihre Beziehungswelt im Innersten zusammenhält. Mein Forscherdrang trieb mich, die Einladung meiner Schwester anzunehmen, um Erlebniswelten zu betreten, die sich jeglicher Vorstellungskraft entziehen und die nie ein Mensch betreten wollte.

Im heutigen ersten Teil unserer Untersuchung werden wir uns der Hauptbeschäftigung dieser seltsamen Schicksalsgemeinschaft widmen, welche sich folgendermaßen darstellt: Gemeinsam häufen die beiden alte Zeitungen an, markieren sie mit Kreuzchen und anderen abstrusen Zeichen, tragen einen Stapel ab, um ihn anderswo (zuweilen sogar in der Toilette) wieder aufzubauen, lösen einzelne Seiten aus dem Zeitungsverband, um sie anderswo ohne ersichtlichen Grund wieder einzuordnen und sind so den lieben langen Tag vollauf beschäftigt, ohne sich auch nur eine Minute lang sinnvoll oder gar produktiv betätigen zu müssen. Es handelt sich hierbei wohl um die letzten verkrüppelten Ausläufer des vom Großstadtleben bis zur Unkenntlichkeit verkrüppelten Jagd- und Sammeltriebes, der vor einigen tausend Jahren noch seinen Zweck für den Menschen erfüllt haben mag, sich heute jedoch in der völlig nutzlosen Anhäufung von Papieren aller Art äußert. Papier wird auch verwendet, die gemeinsame Wohnstatt zu dekorieren - liebevoll haben sie ihre Fensterrahmen mit alten Fahrscheinen vollgeklebt, auch die Wände der Toilette sind mit Zettelchen aller Art verziert. Wohl ein weiterer Verkrüppelter Urtrieb, derjenige des Nestbaus. Bücher stellen in dieser Papierwelt nur eine weitere Facette der Anhäufung von Zetteln - eben in gebundener Form - dar.

In diesem Sinne verlasse ich nun für heute jene Abgründe menschlichen Beziehungsdaseins mit den mahnenden Worten Nietzsches im Gedächtnis brennend: "Wenn man zu lange in einen Abgrund blickt, dann blickt der Abgrund irgendwann zurück". Nichts wie weg, sag ich da nur!"