Dienstag, Dezember 29, 2009

Der Tod steht uns nicht gut

Einem rohen Gesellen geriet im Vorfeld des Heiligen Abends ein Bildnis meines Vaters in die Finger. "Des warad a scheens Foto fia d'Partn" sprach der Rüpel. "Goldbär!!" scholt die Rüpel-Gattin streng, denn sie ist in den Meindlopa ein wenig verschossen, aber das ist jetzt eine andere, viel zu intime Geschichte.
Auch ich reagierte zunächst negativ, ließ aber meine Hand ungebraucht sinken, als mir der Rüpelfreund vom weisen Tun seiner Großeltern erzählte: Diese hatten sich einst herausgeputzt und in die Sonntagspanier gewandet. Dermaßen geschnäuzt und gekampelt fuhren sie in die "Stadt" (Schärding) und suchten den ansässigen Fotografen auf. Sie hatten nämlich beschlossen, die Auswahl ihrer Totenbilder nicht dem Zufall, i.e. den tränenblinden Hinterbliebenen zu überlassen. So kam es später zu zwei schönen Leichen, als der Ahnl-Tod wirklich eintrat.
Nun könnt ihr euch gut vorstellen, welches Koinzidenzgefühl ich empfand, als ich vor fünf Minuten Max Goldts Schimpf über Friedhöfe las, deren Grabsteine unprofessionell fotografierte Tote verschandeln.
Ich hatte auch einen Memento-Mori-Moment und dachte an meinen eigenen Tod. Aber das ist jetzt eine andere, viel zu intime Geschichte. Nur so viel - sollte jemanden von euch das Los treffen, meinen Grabstein bebildern zu müssen: Ich möchte bitte das hier verwendete Profilfoto haben, es ist nämlich das einzige von einem Profi-Fotografen.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

francois florian
man sollte den eigenen leichenschmaus einmal durchspielen: semmel, suppe und rindfleisch essen und dann ab in die truhe - aber ohne esel und schaf.
anmerkung: habe schon zwei frauen für ein mögliches totenbild fotografiert. beide frauen sind nun laut photoshop im mittleren alter und es besteht auch noch keine aussicht auf hexenverbrennung, räderung, steinigung oder ähnliches.

Dominika Meindl hat gesagt…

Und nach der Zehrung dann amüsante Episoden aus der eigenen Autobiographie zum Besten geben! Das ist ein Vanitas-Gedanke, wo ich sag': Jawoi.
Da fällt mir ein, dass du ja auch quasi ein Professioneller bist. Du machst auch immer so schöne Bilder von mir, wenn ich die Landesarchivbüffets leersauge. Die könntest du meinen Verwandten nach meinem Verweichen zukommen lassen.